Das war unsere

Hardangervidda Highlighttour
in Norwegen
Sommer 2022

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verlorene Teller
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eiskalte Badeseen
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Parmesan

Highlighttour 2022

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Trekking auf der Hochebene

Bei jedem Schritt knirschte es unter meinen Schuhen. Das lose Schiefergestein brach bei jeden weiteren Tritt in noch kleinere Teile. Der Wind peitschte den Regen vom Gletscher herunter. Regen muss nicht immer von oben kommen, bei entsprechendem Wind fliegen die Tropfen auch mal waagerecht. Die rechte Hälfte meiner Kleidung war nass, die linke trocken. Das Wetter war rau und eisig, genauso wie die Landschaft um mich herum.

Aber wie ist es zu dieser Situation gekommen? Naja, FernWind Familie on Tour würde ich sagen. Und wenn ich Familie sage, dann stimmt das auch in einer erweiterten Form. Unser Team bestand aus drei Guides, einem Fotografen. Dazu vier Verrückte, die die Tour bereits zum zweiten bzw. dritten Mal mit uns gelaufen sind und bei weiteren Abenteuern in Borneo, Russland und im Sarek mit dabei waren, sowie fünf neue Gesichter, die herzlich in die Familie aufgenommen wurden.

Rauf auf die Hochebene

Wir befinden uns in Norwegen, besser gesagt auf der größten Hochebene Europas, auf der Hardangervidda. Sie klingt gefährlich, ist sie aber nur ein bisschen. Klar, es herrschen Temperaturen zwischen 15°C am Tag und bis zu unten 0°C nachts, auch im August. Plätze mit Windschatten muss man suchen, aber sauberes Wasser gibt es genug. Außer auf den einem Berg, auf dem wir unser Camp aufschlugen, da muss man schon mal 10 Liter Wasser hinauf schleppen. Aber dazu später mehr.

Denn alles begann mit dem ersten Schritt, und unendlichen viele folgten. Die 1000 Höhenmeter rauf auf die Hochebene, vorbei an drei gigantischen Wasserfällen, durch einen dicht bewachsenen Birkenwald hindurch, über rutschige Steinplatten bis ganz nach oben. Um dann etwas weiter unten an einem See mit Moskitos das erste Camp zu errichten. Naja, man kann nicht alles im Leben haben, oder mit anderen Worten: „da musst du dich einfach nur mal reinentspannen“. Was man jedoch immer auf einer FernWind Tour bekommt, ist gutes Essen. Die eigens entwickelten Rezepte, mit selbst getrocknetem Gemüse und viel Parmesan haben die Mücken zwar nicht verjagt, waren jedoch so gut, dass die Plage in den Hintergrund gerückt ist.

Teamwork!

Zu Beginn gab es Kochteams, später nicht mehr. Es bestand keine Notwendigkeit dafür, da jeder mit anpackte und dort half, wo Hilfe benötigt wurde. Jemand suchte die Linsen, der nächste fand sie in seinem Rucksack. Die einen brauten das Tarp über der Kochstelle auf, schon saßen andere darunter und fingen mit der Zubereitung der Linsen an.

Je länger wir unterwegs waren, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Anfangs war sie grün und relativ flach. Unsere Trekkingschuhe sanken immer wieder in dem sumpfigen Boden ein. Wir durchquerten kleine naturbelassene Wälder und aßen Blaubeeren, über die wir hinwegspazierten. Mit jedem weiteren Tag wurde es karger und felsiger. Das Gelände sah aus, als hätten Trolle wahllos große Felsbrocken durch die Gegend geschmissen und an Ort und Stelle einfach liegen gelassen. Felsbrocken, die man jedoch wunderbar zum Rasten benutzen konnte. Jeder hatte seine eigene spezielle Form, mal etwas weicher mit Moos, mal etwas unangenehmer und spitzer.

Übers Wasser

Auch die Flüsse veränderten sich. Hatten wir zu Beginn meist Brücken, so wurden diese immer weniger. Am Ende durften wir von Stein zu Stein springen, um dann die Schuhe und Socken auszuziehen und durch den eiskalten Fluss zu waten, welcher direkt vom Gletscher gespeist wurden. Die ersten Schritte durch das eisige Wasser fühlten sich an wie viele kleine Nadelstiche. Die Strömung war stark und man musste aufpassen, wo man hintritt um nicht auszurutschen. An den gefährlichsten Stellen platzierte sich jeweils jemand, um den anderen den richtigen Weg zu weisen. So schafften wir es heil, ohne Verluste, durch den Fluss. Die Belohnung war der gigantische Ausblick auf den Eidfjörd.
Alles um uns veränderte sich von Tag zu Tag, nur die gute Stimmung im Team, die blieb. Es wurden Witze gerissen, gelacht und gesungen. Männer wurden wieder zu Jungs und hüpften Hand in Hand durch die Gegend.

Aber wie kam es dazu, dass wir in der wohl trinkwasserreichsten Gegend Europas 10 Liter Wasser einen Berg hochtrugen?
Kurz zusammengefasst: wir sind wegen einer Unwetterwarnung vom ursprünglichen Plan der Camp-Plätze abgewichen. Das hat einen Tag später zu der Idee geführt, auf einer Erhöhung zu übernachten. Zwar gab es dort kein Wasser, aber dafür atemberaubende Sonnenuntergangsstimmungen.

Highlights trotz rauem Wetter

Wenn du denkt es geht nicht mehr eindrucksvoller, dann kommt da einfach so hinter einem Felsen ein gigantischer Gletscher hervor. Rau und eiskalt. Wie auch das Wetter an diesem Tag. Der Pfad war nur noch schwer zu erkennen. Kleine Steinmännchen wiesen uns den Weg über Schieferplatten und Schneefelder. Mit dem eiskalten Wind und dem Regen kamen wir uns vor, als wären wir in arktischen Gebieten unterwegs.
Etwas später gruben wir große Steine aus, um damit unsere Zelte zu fixieren. Zeltheringe haben leider die Eigenschaft, sich lieber zu verbiegen, als sich in das harte Gestein drücken zu lassen. Unser Campplatz lag direkt am Fuße des Hardangerjökulen, in einer kleinen Mulde, welche uns vor dem Wind schützte. Nur der Gletschersee, in dem kleine Eisschollen schwammen, trennte uns voneinander. Die gute Stimmung litt jedoch nicht unter den Bedingungen. Wir kuschelten uns alle unter dem Tarp zusammen, aßen zu zweit aus einem Teller und ließen die letzten Tage revue passieren.
So hart und rau, wie sich das Wetter tagsüber gezeigt hat, desto versöhnender war es, als die Sonne langsam unterging. Sie kämpfte sich zwischen den Wolken hervor und enthüllte die volle Pracht des Gletschers in einem außergewöhnlichen Lichtspiel.

Eiskalte Bäder

Wie jeden Morgen gingen auch am nächsten Tag ein paar von uns baden. Wir hatten schon viele Seen ausprobiert – jeder war für sich einzigartig. Einer war nur kniehoch, der nächste hatte zwecks dem Wind Wellengang. In einen anderen durfte man nicht allzu weit reingehen, da man sonst im Matsch versank. In diesem schwammen jetzt Eisschollen, aber mit der richtigen Vorbereitung war das auch kein Problem.

Um uns wieder aufzuwärmen, setzten wir unsere Tour fort. Je weiter wir uns wieder vom Gletscher entfernten, desto wärmer wurde es. Die schroffen Felsen verwandelten sich bald wieder in hügelige, grasbewachsende Landschaften. Auch unser Pfad war wieder zu erkennen. Dieser führte uns über eine Brücke, ein paar Hügel und über Bahnschienen auf einen breiten Schotterweg, der uns direkt zu Bahnhof führte, welcher uns in die Zivilisation zurückbrachte.

Alle Teilnehmenden der Hardangervidda Trekkingtour 2022 sitzen nebeneinandern auf einer Bank vor einem roten Haus

Text von Lea Meier und Julian Dutzler

Das sind unsere Abenteuer:

Husky Tour

mit Hunden durch Russland

Norwegen

Paddeln auf den Lofoten

Kamtschatka

Bären und Vulkane

Norwegen

Trekking in der Hardangervidda