Mit dem Zug in den Kaukasus

 In reisen

Portrait Caroline GustkeCaroline Gustke war 2019 auf unserer Pferdetrekkingexpedition in Armenien dabei. Ihre Reise inklusive Hin- und Rückfahrt in den Kaukasus mit dem Zug hat sie in einem Buch festgehalten.

Schienen haben für mich schon immer irgendwas Magisches. Zweimal pro Stunde durchquert ein Bummelzug mein Heimatörtchen am Teutoburger Wald – einmal in die eine und einmal in die andere Richtung. Bereits als Kind frage ich mich, auf den Gleisen balancierend: Wenn ich den Schienen immer weiter folgte, wie weit käme ich und wo würden sie mich hinführen?

Das Jahr 2019 kommt und mit ihm zahlreiche Klimaproteste rund um die Welt, durch die auch ich meinen eigenen Klima-Fußabdruck nicht mehr weg ignorieren kann. Da mir, mehr als je zuvor, klar wird, welche Verantwortung ein jeder Mensch trägt – jene in den Industrieländern noch mehr als anderswo – ist meine Konsequenz, von nun an aufs Fliegen zu verzichten, egal wie sehr ich das Reisen liebe. Da ich zum Zeitpunkt dieser Entscheidung allerdings bereits mit FernWind zum Pferdetrekking durch die armenischen Highlands verabredet bin, und die Reise unbedingt antreten will, entscheide ich mich, den Schienen zu folgen, um die etwa 5000 Kilometer bis nach Jerewan und zurück dann eben mit der Bahn zurückzulegen. Das ist gewiss ein herausfordernder und zunächst auch ein ziemlich furchterregender Gedanke. Aber Mut ist, wenn man’s trotzdem macht und erst einmal unterwegs, übernehmen Entdeckergeist und Abenteuerfreude wieder das Kommando.

Quer durch Europa und über den kontinentalen Horizont hinaus rattern die Züge, während die sich allmählich aber stetig wandelnde Landschaft am Fenster vorbeizieht, die ich von meinem Klappbett aus beobachte. Das langsame Reisen entschleunigt. Es lädt zur intensiveren Betrachtung ein und zum Aufsaugen der Atmosphäre, die in jedem Zug und an jedem Ort, in dem ich Halt mache, anders ist. Am eindrücklichsten sind die Begegnungen; die Hände, die mir gereicht werden, die Gastfreundschaft, das gemeinsame Singen, die Gespräche, die manchmal ohne eine gemeinsame (gesprochene) Sprache stattfinden müssen, und natürlich auch diverse kulinarischen Köstlichkeiten. Letztendlich ist die lange Fahrt im maroden und vollen Waggon des alten Sowjetzugs die spaßigste.

Fünf Menschen stoßen bei einem armenischen Essen mit Wein an

Hundemüde, aber glücklich in der Hauptstadt Armeniens angekommen, treffe ich schließlich Konstantin von FernWind und die anderen Teilnehmenden unserer überschaubaren Reisegruppe. Südlich des Sewansees in Gegharkunik brechen wir auf in die Berge, zu Pferd, angeführt von lokalen Guides und begleitet vom treuen Hund Gash und einigen jungen Fohlen, die munter wiehernd um uns herumspringen. Mehrere Tage tragen die Tiere uns immer weiter in die Höhe durch die karge Graslandschaft, die sich vor uns erstreckt, soweit das Auge reicht. Manchmal ist das allerdings nicht sehr weit, denn wir reiten auch durch dicke Wolken und Gewitter und werden immer wieder nass bis auf die Knochen. Umso herzerwärmender ist es, von strahlend lächelnden Bewohner:innen einsamer abgelegener Bergdörfer herzlich in ihre sehr bescheidenen Hütten eingeladen zu werden, die uns am lodernden Bollerofen mit den leckersten Speisen (und dem stärksten Alkohol) umsorgen, bevor wir unseren Weg fortsetzen.

In meinem im April erscheinenden Buch, „Mit dem Zug in den Kaukasus“, lade ich dich ein, mich auf der Reise zu begleiten und mehr darüber zu lesen, wie es ist, mit dem Zug bis in den Kaukasus zu fahren, oder ohne viel Erfahrung durch die Wildnis zu reiten. Ich erzähle von Reitunfällen, von Wölfen, Männern mit Gewehren und schmutzigen Witzen. Von einem Pferd mit osteopathischen Fähigkeiten, davon, wie wir einen wilden Hengst und ein paar gigantische Gampr (armen. Hütehunde) abschüttelten und mit fünfzehn betrunkenen alten Herren mitten in den Bergen Geburtstag feiern, von sagenumwobenen Gräberfeldern, uralten Tempeln, von holprigen Taxifahrten und dem bunten Treiben orientalischer Märkte. Von wunderbar verrückten Reisegefährt:innen und auch von der ein oder anderen brenzligen Situation.
Aus einem Kindheitsgedanken und einer furchteinflößenden Idee sind reale Erinnerungen geworden; ein Schatz an Erfahrungen, Lebenslektionen und spannenden Geschichten.

Mehr Infos und Buchbestellung: https://caroline-gustke.de

Pferde in einem goldgelben Feld in der Armenischen Steppe

Empfohlene Beiträge
X-ABCDE-Schema: Teile aus einem Erste-Hilfe-Set
×

Wir beantworten deine Fragen.

×