Kurzsichtigkeit auf Abenteuerreisen – so behältst du den Durchblick!

 In outdoor

Ein junger Mann mit Schildkappe, Sonnenbrille und Rucksack

Auf einer längeren Trekkingtour ist es unpraktisch, Kurzsichtigkeit (Myopie) zu haben. Ohne Sehhilfe sieht man die schöne Landschaft nicht, erkennt schlecht, wer einem gerade aus größerer Distanz etwas zuruft, und verpasst am Ende noch die Bären, die sich in der Ferne zeigen. Damit dir das nicht passiert, ist es gut, vorbereitet zu sein.
Im Alltag gibt es hier schnelle Abhilfe: im Optikfachhandel werden wir mit Brillen und/oder Kontaktlinsen ausgestattet, die die Kurzsichtigkeit korrigieren. Aber wie funktioniert das draußen, weit weg von Spiegel, Seifenspender und Waschbecken? Und wie schütze ich meine Augen vor der Sonne?
Hier gibt es von uns ein paar Strategien, wie man damit umgehen kann und während der Tour den Durchblick behält.

Das Wichtigste vorweg: die hier vorgestellten Optionen sollten immer mit deiner Augenärztin bzw. deinem Optiker abgesprochen werden. Jeder Mensch ist anders und besonders bei zusätzlichen Faktoren wie zum Beispiel Hornhautverkrümmung oder ähnlichem können die Entscheidung für die eine oder andere Variante beeinflussen. Es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, wie Nachtlinsen oder Tag- und Nachtlinsen, die wir aber selbst nicht ausprobiert haben und deswegen hier nicht näher vorstellen.

Sonnenschutz muss immer mitgedacht werden

Auch wenn es in diesem Text hauptsächlich um die Korrektur der Fehlsichtigkeit geht – der Schutz vor UV-Strahlung darf dabei nicht zu kurz kommen. Besonders am Wasser (Lofoten Kajaktour), am Gletscher (Hardangervidda), und prinzipiell immer, wenn die Sonne scheint, ist es wichtig, die Augen zu schützen. Beachte, dass sie das auch an bewölkten Tagen tut! Im schlimmsten Fall kann man von zu viel UV-Strahlung schneeblind werden, was nicht nur schmerzhaft ist, sondern auch eine Gefahr für sich selbst und die Gruppe.

Variante 1: Brille

Ein Junger Mann mit großem Rucksack, Brille und blauem T-Shirt steht vor einem Bergsee und grinst in die Kamera

Der zuverlässige Klassiker Brille ist einfach zu bedienen und macht kaum Probleme.

  • Ausrüstung: Brille, Brillenputztuch, Brillenetui, Ersatzbrille (bei starker Kurzsichtigkeit)
  • Vorteile: Wind oder Staub können ihr nichts anhaben, solange ein Brillenputztuch griffbereit ist. Robust, kann auch mal runterfallen ohne großen Schaden zu nehmen. Meist keine extra Kosten, wenn man im Alltag auch Brille trägt. Einfach zu verwenden.
  • Nachteile: Leicht eingeschränktes Sichtfeld. Die Brille kann unangenehm sein, wenn man schwitzt, wenn es regnet, oder wenn sie bei kalten Temperaturen beschlägt. Sollte sie doch kaputt gehen, hat man meist keinen Ersatz dabei (Gaffer Tape hilft aber vielleicht bis zum Ende der Reise). Kann Kratzer bekommen, z.B. nachts im Zelt.
  • Lösung für Sonnenschutz: optische Sonnenbrille mit normaler Brille wechseln (Brillenetui ist im Rucksack Pflicht!), Sonnenaufsatz für die Brille verwenden oder Brille mit automatischer Tönung kaufen.
  • Kostenfaktor: von kostenlos (Brille und Sonnenschutz schon vorhanden) bis mehrere hundert Euro (optische Sonnenbrille wird neu gekauft). Im Optikfachhandel wirst du hier bestens beraten.

Tipp vom FernWind-Team: Martin ist immer mit einer günstigen Brille auf Tour unterwegs, bei der es nicht tragisch ist, wenn sie kaputt geht.

Variante 2: Monats- oder Jahreslinsen

Eine Hand hält eine Kontaktlinse, der Linsenbehälter liegt auf einem Stein, im Hintergrund sind ZelteWer im Alltag Kontaktlinsen verwendet, kann das mit guter Hygiene auch auf Tour tun. Für Notfälle sollte bei starker Fehlsichtigkeit aber trotzdem immer eine Brille dabei sein.

  • Ausrüstung: Kontaktlinsen, Linsenbehälter, Pflegemittel, Ersatzlinsen, abbaubare Seife, fusselfreies Handtuch, Brille, Stirnlampe eventuell Handspiegel
  • Vorteile: Freies Sichtfeld. Stört nicht bei Aktivitäten. Ist nachts sicher im Linsenbehälter verstaut.
  • Nachteile: Anfällig auf Staub und Wind (besonders harte Linsen). Verlangen gute Bedingungen zum Raus- und Reingeben, sowie etwas Übung. Im Laufe der Tour steigt bei mangelnder Hygiene die Infektionsgefahr. Mehr Gewicht durch Linsenflüssigkeit. Wenn man eine Jahreslinse verliert, ist der Verlust groß.
  • Lösung für Sonnenschutz: Beliebige normale Sonnenbrille.
  • Kostenfaktor: Je nach Modell, Tragedauer und Sehstärke für die Linsen variabel. Reinigungsmittel ist in kleinen Flaschen oft teurer, als in großen, mit ein bis zwei 100ml-Flaschen sollte man aber für zwei Wochen gut auskommen (und durch die Security am Flughafen). Linsenbehälter bekommt man meist gratis dazu. Eventuell ist die Flüssigkeit im Drogeriemarkt günstiger als im Optikfachhandel.

Tipps vom FernWind-Team: Gute Handhygiene ist entscheidend, bei Monats- und Jahreslinsen, also unbedingt vor dem Einsetzen und Herausnehmen die Hände gründlich waschen! Reinigungslösung in Ampullen, die für Reisen verkauft werden, sind nicht gut für unsere Reisen geeignet, weil mit ihnen im Vergleich zu einer Flasche viel unnötiger Müll anfällt. Auf keinen Fall die Linsen abends in die alte Lösung geben! Wolfa hat immer vier Ersatzlinsenpaare dabei, falls eine Kontaktlinse auf Tour verloren geht oder beschädigt wird. Zumindest eines davon trägt sie immer am Körper, sollte der Rucksack verloren gehen. Sie empfiehlt auch, die Linse grundsätzlich im Zelt ins Auge zu setzen, besonders wenn es draußen windig ist.

Variante 3: Tageslinsen

Kajakfahrerin mit Sonnenbrille

Tageslinsen sind Kontaktlinsen, die nach einem Tag entsorgt werden. Eine Alternative besonders für Monats- und Jahreslinsenbenutzer*innen mit Kurzsichtigkeit.

  • Ausrüstung: mindestens drei Paar Tageslinsen mehr als man Tage unterwegs ist, abbaubare Seife, fusselfreies Handtuch, Brille, Stirnlampe, eventuell Handspiegel
  • Vorteile: Freies Sichtfeld. Stört nicht bei Aktivitäten. Keine Aufbewahrung über Nacht nötig. Geringere Infektionsgefahr, auch nach Kontakt mit Wasser z.B. auf der Lofoten Kajaktour. Wenn man eine Linse verliert, ist der Verlust nicht so groß.
  • Nachteile: Anfällig auf Staub und Wind. Verlangen gute Bedingungen zum Einsetzen, sowie etwas Übung. Mehr Abfall, aber weniger Gesamtgewicht als Monats- und Jahreslinsen inklusive weitere Ausrüstung.
  • Lösung für Sonnenschutz: Beliebige normale Sonnenbrille
  • Kostenfaktor: Grob 1€ pro Linse, also 2€ pro Tag. Linsen mit längerer Tragedauer sind meist teurer als welche, die nur wenige Stunden getragen werden sollen.

Tipp vom FernWind-Team: Auch wenn es verlockend sein könnte, nimm die Linsen immer nach der vorgeschriebenen Tragezeit raus. Du willst auf Tour keine Infektion am Auge haben! Setz dich lieber abends mit Brille ans Lagerfeuer. Sophia hat geübt, ohne Spiegel die Kontaktlinsen einzusetzen, und hat immer die Stirnlampe griffbereit, um checken zu können, ob die weichen Kontaktlinsen richtig herum am Finger liegen.

Kontaktlinsen-Umwelttipp: Kontaktlinsen sind aus Kunststoff und gehören in den Restmüll. Die Umverpackung wird im Papiermüll entsorgt und die Einzelpackungen können in Alumüll (Deckel) und Kunststoff (Bilster) getrennt werden.

Variante 4: Ohne Sehhilfe gehen

Bei leichter Fehlsichtigkeit braucht es oft gar keine Korrektur, wenn man draußen unterwegs ist. Du musst keine Schilder in der Ferne lesen und auch nicht konzentriert auf einen Bildschirm starren. Wenn du dich ohne Sehhilfe wohl fühlst, lass die Brille ruhig mal im Rucksack oder vielleicht sogar zuhause.

  • Ausrüstung: Eventuell Brille
  • Vorteile: Keine Kosten, kein Gewicht.
  • Nachteile: Fehlende Details beim Bestaunen der Landschaft oder Beobachten von Tieren
  • Lösung für Sonnenschutz: Beliebige normale Sonnenbrille
  • Kostenfaktor: keiner

Variante 5: Andere Möglichkeiten

Je nach Art der Fehlsichtigkeit kann es eine Option sein, die Augen mit einer Laserbehandlung zu korrigieren. Des weiteren gibt es Linsen, die durchgehend, also auch in der Nacht, getragen werden können. Bei diesen fällt das morgendliche und abendliche Ritual des Einsetzens und Herausnehmens weg. Andere Korrekturlinsen werden nur nachts getragen.

Weitsichtigkeit

Auch wenn Kurzsichtigkeit weiter verbreitet ist: auch bei Weitsichtigkeit ist es sinnvoll, eine Sehhilfe dabei zu haben. Beim Kartenlesen oder Navigieren mit dem GPS, beim Kochen oder Fotografieren – auch in der Nähe sollte man bei Bedarf gut sehen können!

Kann ich trotz Kurzsichtigkeit auf eine Trekkingtour gehen?

Insgesamt sind wir der Meinung, dass eine Fehlsichtigkeit kein Hindernis für eine Abenteuerreise darstellt. Es gibt viele Lösungsmöglichkeiten, um damit umzugehen. Egal, ob Brille oder Kontaktlinsen – im Optikfachhandel oder bei deinem Augenarzt / deiner Augenärztin kannst du dich beraten lassen, welche Optionen auf deine Augen passen. Sprich auch gerne deine Expeditionsleitung an, wenn du unsicher bist, wie die genauen Bedingungen auf der Reise sein werden. Kontaktiere uns auch gerne vorab, wenn du Fragen hast.

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