Abenteurer und Aktivist Rüdiger Nehberg

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“Keiner ist zu gering, die Welt zu verändern.“ Dieser Leitsatz begleitete Deutschlands bekanntesten Abenteurer Rüdiger Nehberg in seinem aufregenden Leben. Der Überlebenskünstler unternahm neben seinen vielen spannenden Expeditionen rund um den Globus auch viel, um die Welt ein Stückchen besser zu machen.

Von klein auf ein großer Abenteurer

Rüdiger Nehberg wurde 1935 in Bielefeld geboren und entdeckte schon in jungen Jahren seine Leidenschaft für das Abenteuer. So machte er sich im Alter von drei Jahren kurzerhand auf zu seiner Oma am anderen Ende von Bielefeld. Diese erste “Expedition” endete allerdings nach acht Stunden als ihn die Polizei aufgriff und zurück zu seinen Eltern brachte.

Von Beruf war Rüdiger nicht immer ein Vollzeit-Abenteuer. Seine berufliche Laufbahn begann in mit einer Konditorlehre. Allerdings beherrschte ihn schon damals die Neugier und der Drang, andere Kulturen kennenzulernen. Mit 17 Jahren erzählte Rüdiger seinen Eltern, dass er mit dem Fahrrad nach Paris reisen wolle. Dabei hatte er insgeheim schon die Schlangenbeschwörer in Marrakesch, Marokko im Sinn – sein erstes großes Abenteuer. Es folgten diverse Radtouren um den ganzen Globus. 1961 machte er seine ersten Erfahrungen mit dem Gesetz, als er 42 Tage in einem jordanischen Gefängnis landete. Dort freundete er sich allerdings gut mit dem Gefängnisdirektor an, was seine Zeit dort noch mehr oder weniger aushaltbar gestaltete.

Aufgeben gibt’s nicht

Thilo Parg / Wikimedia Commons
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ab 1965 arbeitete Rüdiger als selbstständiger Konditor, was seinem Abenteuerdrang jedoch keine Grenzen setzte. Inspiriert von dem Buch „Blauer Nil“ machte sich Rüdiger 1970 mit seinem Freund und Filmemacher Michael Teichmann auf den Weg nach Ägypten um den Nil mit einem Floß zu befahren. Nach einem missglückten ersten Versuch gelang es den beiden trotz Beschuss durch Einheimische und einem Kampf mit einer drei Meter langen Python im Jahre 1972 ihr Ziel zu erreichen. Eine dritte Befahrung wurde tragischerweise seinem Begleiter Michael zum Verhängnis, der bei einem Konflikt mit Einheimischen erschossen wurde.

Dieses Erlebnis lehrte Rüdiger in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein, denn selbst die verlassensten Gegenden auf der Welt gehören irgendjemandem. 1977 machte sich Rüdiger erneut auf für sein nächstes Abenteuer. Diesmal hat er sich die Durchquerung der Danakil Wüste in Äthiopien vorgenommen, eine der lebensfeindlichsten Gebiete der Welt, in der unter anderem eine Mannschaft von 500 Soldaten einfach verloren ging. Das bedeutete für ihn und seinen Begleiter ein großes Risiko. Neben den herausfordernden Bedingungen herrschte zu dieser Zeit Bürgerkrieg in Äthiopien und die beiden waren illegal im Land. Nach viereinhalb Monaten, mehreren Überfällen, Kämpfen und einem Gefängnisaufenthalt, erreichten sie ihr Ziel. Die überwältigende Gastfreundschaft der Nomaden in dieser Region berührten Rüdiger zutiefst. Diese Reise und die damit verbundenen Beziehungen zu dem Stamm der Afar legten den Grundstein für Rüdigers Menschenrechtsorganisation TARGET, doch dazu unten mehr.

Abenteuer mit Sinn

1980 bekam Rüdiger Nehberg die Chance, das entlegenen Ureinwohnervolk der Yanomami in Brasilien zu besuchen, der Beginn eines langen Einsatzes für die Rechte der Ureinwohner. Rüdiger lebte lange mit dem Volk und integrierte sich tief in deren alltägliches Leben. Er begann zu verstehen, wie sehr die Lebensweise der Yanomami von Goldsuchern und anderen Regelwaldplünderern bedroht wurde. So machte er es sich zur Aufgabe, durch gewagte Aktionen viel mediale Aufmerksamkeit für die Belange der Yanomami zu erzeugen. So überquerte er beispielsweise mehrmals den Atlantik, einmal mit einem Tretboot, einmal mit einem selbstgebauten Floß, und einmal mit nichts als einem großen Baumstamm. Außerdem durchquerte nur mit einem Messer ausgestattet den Amazonas. Durch Aktionen wie diese hatte Rüdiger maßgeblich zum Schutze und Frieden des Yanomami Volkes beigetragen und baute unter anderem eine Krankenstation im Stammesgebiet auf.

Die Welt verändern

Im Jahr 2000 gründete er zusammen mit seiner Frau die Menschenrechtsorganisation TARGET, welche sich gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien einsetzt. Rüdiger hatte aus erster Hand miterlebt, wie die schreckliche Verstümmelung von jungen Mädchen unter dem Vorwand des Islams vollstreckt wird. Dies in Zukunft zu verhindern machte er zu seiner nächsten großen Lebensaufgabe. Seine Frau Annette Weber und er veranstalteten mit Hilfe ihres Vereines und guten Kontakten zu hohen Stammeshäuptlingen mehrere Wüstenkonferenzen in Äthiopien, Mauretanien und Djibouti.

2005 zog Rüdiger zusammen mit vielen Weggefährten ein weiteres Mal durch die Wüste, diesmal in Mauretanien. Dabei besuchten sie viele Stämme und überbrachten das Goldene Buch, in dem die Interpretation des Koran, die die Verstümmelung rechtfertigen soll, nichtig gemacht wird. Ein Jahr später gelang TARGET dann der große Durchbruch. Bei einer von TARGET organisierten Konferenz in Kairo erklären die höchsten Gelehrten des Islam den Brauch der Genitalverstümmelung bei Mädchen für eine Sünde. Damit ist es TARGET gelungen, einen großen Anteil an der Eliminierung dieser Praxis auf der Welt geleistet zu haben, etwas das Rüdiger zutiefst erfüllt hat. Laut Rüdiger war es jenes Engagement, dass seinen ursprünglich von Abenteuerlust geprägten Reisen Sinn verliehen hat und seinem Leben Erfüllung gab.

Medizin Survival Buch Rüdiger Nehberg

Insbesondere für seine Verdienste für bedrohte Völker und die Verständigung mit diesen erhielt er im Jahr 2002 das Bundesverdienstkreuz. Rüdiger Nehberg ist im Alter von 84 Jahren 2020 gestorben. Sein abenteuerliches Leben, in dem er so viel für die Welt bewirken konnte, dient als Inspiration für viele Menschen auf der Welt. Seine Taten und Aktionen haben das Leben von vielen benachteiligten Menschen nachhaltig bereichert.

Uns bei FernWind hat Rüdiger Nehberg in unserer Abenteuerlust inspiriert, unseren Reisen einen Sinn zu geben und dabei stehts mit viel Respekt und Hingabe den Menschen und der Natur auf Augenhöhe zu begegnen. Er ist wahrlich eine inspirierende Person von der es viel zu lernen gilt.

Buchtipps

Rüdiger Nehberg hat viele großartige Bücher über seine Abenteuer verfasst, besonders seine Autobiografie „Dem Mut ist keine Gefahr gewachsen“ können wir euch sehr empfehlen. Aber auch zu den meisten seiner Abenteuer gibt es eigene Bücher, alle werden euch mit Sicherheit in ihren Bann ziehen. Anlässlich unseres Outdoor Erste Hilfe Kurses legen wir euch auch „Medizin Survival – Überleben ohne Arzt“ ans Herz. Viel Spaß beim Lesen!

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