Peaks of Balkans – ein einzigartiges Trekkingabenteuer
Unsere Teammitglieder Andy und Wolfa waren im Sommer 2021 auf Trekkingtour in Montenegro und Albanien. Das Ziel: die „Peaks of Balkans“. Andy nimmt dich in seinem Bericht mit auf die Reise:
5. August 2021 – lange haben wir auf diesen Tag hingefiebert. Nach ausgiebiger Vorbereitung geht die Reise nun endlich los. Früh morgens setzen wir drei uns in den Bus, der uns von der Hauptstadt Podgorica in die montenegrinischen Berge bringt. Begleitet von traditionell balkanischer Volksmusik bestaunen wir die steilen Felswände und Gipfel entlang unserer Route – bis uns die Nacken weh tun.
Eine Kleinstadt wie New York City
Nach rund vier Stunden Fahrt kommen wir in Plavan, einer Kleinstadt, die zunächst einen etwas verschlafenen Eindruck auf uns macht, was sich aber schon bald ändern soll. Während wir unseren letzten Kaffee genießen, finden wir uns auf einmal in einem lautstarken Hochzeitskonvoy wieder. Ein letztes To-Do gilt es noch zu erledigen bevor wir hoch motiviert in die Tour starten können – Geld wechseln. Etwas planlos starten wir in Richtung Zentrum.
Von jetzt auf gleich wurde aus der verschlafenen Kleinstadt gefühlt der Times Square in New York City. Ein lebendiges Gewusel aus hupenden Autos, Lieferwägen, Marktständen und prall gefüllten Cafes. Das Leben findet auf der Straße statt – und wir sind mitten drin. Unsere suchenden Blicke blieben nicht unbemerkt, sofort werden wir von allen Seiten angesprochen woher wir denn seien und wohin der denn wollten. Ein erster Vorgeschmack von der berührenden Gastfreundschaft der Einheimischen.
Auf in die Wildnis
Nun kann es endlich los gehen, wir lassen die Zivilisation hinter uns und beginnen unseren Aufstieg. Durch schatten spendende Wälder kommen wir nach einigen Stunden an unserem ersten Ziel an, einer kleinen Ebene, die uns auf der Karte aufgefallen ist. Ein idealer Ort für unsere erste Nacht im Zelt. Zwei Pferde empfangen uns, was uns den Eindruck gibt, dass wir hier nicht alleine sind. Als unsere zwei deutschen Wanderbegleiter, mit denen wir uns zuvor zusammen geschlossen haben, vom Wasserholen zurück kommen, berichten sie von einer Hirtenfamilie etwas oberhalb der Ebene, die darauf besteht, dass wir auf ihrem Gelände campieren. Den Abend lassen wir ausklingen mit einer wärmenden Mahlzeit und einer Runde Fußball mit den Kindern der Hirtenfamilie.
Ein Vorgeschmack auf das was kommt
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von der gastfreundlichen Familie, aber nicht ohne davor noch frischen Heidelbeersaft und Kekse angeboten zu bekommen. Nach einem steilen Aufstieg erreichen wir unseren ersten Gipfel – den Vrh Bora. Über dessen grasbewachsenen Rücken laufen wir auf eine mächtige Steinwand zu, die die Grenze zu Albanien bildet. Voller Euphorie genießen wir die Panoramaaussichten rund um uns. Über den Bergkamm geht es wieder bergab Richtung Vusanje, einem kleinen Dorf im Tal. Nach einer kurzen Rast starten wir weiter. Unser Plan, noch eine Stunde weiter zu wandern wurde durchkreuzt von dem “Blauen Auge“ Oko – Syni Skakavcit, einer tiefblauen, eiskalten Quelle, die so schön war, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als dort zu verweilen. Wir treffen eine nette Gruppe Franzosen, die zum Klettern hier sind und verbringen einen spaßigen Abend zusammen.
Aus dem Staunen nicht mehr raus kommen
Der nächste Tag soll einer der anspruchsvollsten und zugleich schönsten Abschnitte der Route werden. Wir durchqueren das Grenzgebiet zwischen Montenegro und Albanien, das während des albanischen Kommunismus Sperrgebiet war und noch von vielen kleinen Bunkern aus Zeiten der Hoxha Diktatur gekennzeichnet ist. Das Gebiet heißt Prokletije, zu Deutsch “verwunschene Berge“ – hier ist der Name Program. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, es geht über duftende Wiesen und steile Aufstiege hinauf auf den Peja Pass. Umgeben von karstigen Felswänden spüren wir die imposante Wucht der Natur. Die wilde Schönheit dieses Ortes ist unbeschreiblich. Auf dem Pass angekommen finden wir uns in einer kargen, unwirklichen Felslandschaft wieder und schlagen unser Camp auf. Diesmal schlafen wir unter freiem Himmel, um in den Genuss des Sternenhimmels zu kommen. Eine klarere Sicht auf die Milchstraße haben wir noch nie erlebt.
Das Wasser wird knapp
Der folgende Tag verlangt einiges von uns ab. Wir starten mit einem steilen Abstieg, das was am Vortag erklommen wurde musste schließlich auch wieder bergab gegangen werden. Eine prallende Sonne und Hitze gepaart mit keiner Quelle auf dem Abstieg machen uns Sorgen. Zudem müssen wir einen freilaufenden Hund aufnehmen, den sein Abenteuerwille etwas zu weit in die Berge getrieben hatte. Allerdings ist dieser nicht ganz so motiviert für den Abstieg wie wir es sind. Wir kämpfen uns den Berg hinunter und könnten nicht glücklicher sein über die erfrischende Quelle, die uns erwartet. Ein letzter Anstieg erwartet uns noch bis wir eine kleine Ebene am Berghang erreichen. Der perfekte Ort für unser wohlverdientes Abendessen in Gesellschaft von neugierigen, freilaufenden Pferden, die uns in der Nacht noch wach halten werden.
Endlose Aussichten
Am Morgen brechen wir zum Valbona Pass auf, welcher seit jeher als Handelsroute dient, die die beiden gegenüberliegenden Täler miteinander verbindet. Wir wandern durch lichte Rotbuchenwälder, welche von immer weniger werdenden Kiefernbeständen zum Kamm hin abgelöst werden. Angekommen auf dem Pass erblicken wir das in die weite führende Valbona Tal. Albaniens Schönheit zieht uns mal wieder in seinen Bann. Hinunter geht es entlang hochaufragender Steilwände während wir Hänge und Schneisen queren. Im Tal angekommen wartet ein letzter, sich in die länge ziehender Abschnitt, entlang eines ausgetrockneten Flussbettes. Erschöpft erreichen wir das Ziel der Peaks of Balkans Etappe Valbona und gönnen uns zur Feier meines Geburtstages eine Nacht im Gasthaus und genießen vorzügliche, traditionelle Speisen.
Durch dichtes Gebüsch
Mit Sonnenaufgang starten wir unsere Tour nach Ceremi. Das erste Mal führt uns unsere Etappe entlang einer befahrenen Straße, welche wir glücklicherweise verkürzen können, da uns ein nettes Pärchen ein kleines Wegstück mitnimmt. Wir wählen eine Abkürzung durch eine steile Schlucht, die uns bei der Mittagssonne durch dichtes Gebüsch an den Grad unserer Erschöpfung bringt.
Als wir an einem Wasserkraftwerk ankommen treffen wir Nico, einen Einheimischen der für den Handyempfang dort ist, um mit seinem Bruder in Deutschland zu telefonieren. Zusammen mit Nico laufen wir nach Ceremi, einem Dorf mit nur höchstens 40 Einwohnern, und speisen im Gasthaus seiner Familie lange zu Mittag. Es tut gut mal wieder zur Ruhe zu kommen da unser angepeiltes Schlaflager nicht mehr weit entfernt ist.
Ein besonderer Tag
Der nächste Tag führt wieder ins Grenzgebiet zu Montenegro. Wir wandern durch malerische Kiefernwälder den Berg hinauf bis sich vor uns eine weite Landschaft auftut. Kurz darauf führt unser Weg uns durch ein kleines entlegenes Dorf, welches sehr ursprünglich und bescheiden auf uns wirkt. Von einem der einzigen Wohnhäuser winken uns lachend strahlende Menschen herüber. Uns packt das Wanderfieber und wir entscheiden uns schon an diesem Tag den offiziellen Trail zu verlassen um unsere letzte Etappe zum Startpunkt unserer Reise, Plav, anzutreten.
Unsere Pläne werden rasch durchkreuzt durch sich plötzlich am Horizont bildende Quellwolken. Wir entscheiden uns für den sofortigen Abstieg, doch unser Weg, den wir anhand unserer Offline-Karte gewählt haben, scheint wohl lange nicht mehr begangen zu sein. Nach einer Weile verliert er sich zwischen Geröll und dichten Blaubeersträuchen. Da das Gewitter immer näher kommt, entscheiden wir uns uns weiter bis ins Tal hinunter zu kämpfen. Plötzlich sehen wir mehrere Blockhäuser in der Talsenke. Vor einem brennt ein Feuer, was uns Hoffnung gibt, einen Unterschlupf zu finden.
Vom Regen durchströmt erreichen wir die Blockhäuser und werden von einer Familie herzlich empfangen und aufgenommen. Nach kurzem Wortwechsel in deutscher Sprache stellt sich heraus, das Bekim und seine Familie in Freiburg, unserer Heimat, wohnen und auf Heimaturlaub hier sind. Völlig verdutzt schauen wir uns an und können es nicht fassen. Die Welt scheint so groß aber ist doch so klein. Noch nie haben wir so eine Gastfreundschaft erfahren dürfen wofür wir zu tiefst dankbar sind.
Belohnungen auf der letzten Etappe der Peaks of Balkans
Auf unserer letzten Etappe gönnen wir uns einen entspannten Nachmittag am höchsten See Montenegros Hridsko Jezero, einem traumhaft schönen Bergsee, dessen Ufer bevölkert ist von farbenfrohen Libellen. Weiter geht es auf einen malerischen Bergkamm, auf dem wir belohnt werden mit einer Panoramaaussicht über weite Teile des Gebietes das wir während der letzten Woche durchquert haben. Ein unbeschreibliches Gefühl. Dazu kommt ein knallroter Sonnenuntergang, der den perfekten Abschluss unserer Tour markiert. Ein letztes Mal noch schlagen wir unser Camp auf und verbringen die Nacht unter dem Sternenhimmel. Voller Euphorie und Freude erreichen wir am folgenden Tag nach 121 Kilometern und rund 12800 Höhenmetern den Ort wo alles began, Plav. Ein wenig überwältigt von dem lebendigen Treiben auf der Straße steuern wir freudig den ersten Supermarkt an um uns mit frischem Obst einzudecken. So nimmt unsere Reise ein Ende, voll mit Erinnerungen an eine Zeit voller bereichernder Erfahrungen und Begegnungen.