Abenteuer Wildnis – aber nachhaltig!
Wir bei FernWind bieten Abenteuer in einige der wildesten Gebiete unseres Planeten an. Damit aber auch so bleibt ist es uns wichtig, unsere Touren nachhaltig und schonend zu gestalten. Wie umweltschonendes Wildnistrekking funktioniert und was dabei zu beachten ist, beschreibe ich in diesem Blog-Post.
Müll kommt mit
Alles, was nicht natürlicherweise in einer wilden Umgebung vorkommt, hat dort auch nichts zu suchen. Das gilt für Plastiktüten und Papierverpackungen genauso wie für ein Lorbeerblatt in Schweden. Zugegeben, den Kaffeesatz vom Frühstück trockne ich auch nicht um ihn danach auslaufsicher transportieren zu können. Wenn organische Abfälle zurückgelassen werden müssen, dann vergrabe ich sie, um wilde Tiere davor in Sicherheit zu bringen. In diesem Fall reicht ein kleiner Stich mit der Schaufel und ohne das Material wirklich heraus zu heben lasse ich die Abfälle in den Spalt rieseln, den ich danach wieder mit dem Fuß verschließe.
How to shit in the woods
Auch, wenn man es einige Zeit hinauszögern kann… Irgendwann auf Tour kommt jener Punkt, vor dem sich Jede/r Wanderer/in am meisten fürchtet. Der Ruf der Natur wird fordernder und man muss ihm folgen – ob man will oder nicht! Wenn es nun an der Zeit ist, sollte jede/r Expertin für umweltschonendes Wildnistrekking die 4-D-Rule bereits in- und auswendig kennen:
- Distance: Gehe auf Nummer Sicher, dass dein idealer Platz in einiger Entfernung von von deinen Camp ist. Ca. 100 Meter sollten es schon sein.
- Drainage: Vermeide Wasserläufe oder tiefe Punkte in Geländeeinschnitten, wo knapp unter der Erdoberfläche Wasser wahrscheinlich ist. Auch hier ist ein Abstand von 100 Metern das Minimum. Das gilt übrigens auch für „kleine Geschäfte“.
- Deep: Wenn du ein großes Geschäft vorhast, dann vergrabe es. Buddle hierzu ein ausreichend tiefes Loch (ca. 25 cm tief), das du nach vollbrachter Tat wieder verschließen kannst. Ich verwende hierzu eine kleine Ultraleichtschaufel. Achte dabei darauf, dass die Schaufel nur mit Erde in Berührung kommt. Schließlich transportierst du sie neben deinem Essen im Rucksack. Falls der Boden es dir nicht erlaubt, ein Loch zu graben, dann such dir einen möglichst großen aber noch bewegbaren Stein. Hebe ihn hoch, verrichte dein Geschäft an dessen Ursprungsort und setze ihn danach passgenau zurück an seinen Stammplatz. So verhinderst du, dass Tiere wie auch andere Menschen auf deine Hinterlassenschaft aufmerksam werden.
- Decent view: Und natürlich… Damit sich die ganze Mühe auch lohnt, sollte der perfekte Kloplatz auch mit ausgezeichnetem Ausblick ausgestattet sein. Panorama-Kacken. : )
Das Toilettenpapier
Hier gibt es zwei Varianten: In luftdicht verschlossenen Beuteln wieder mit in die Zivilisation nehmen oder gemeinsam mit allem anderen vergraben. Besonders bei letzterer Option ist es wichtig, Toilettenpapier ohne Farb- und Geruchsstoffe oder anderer Zusätze zu verwenden.
Das „kleine Geschäft“ für Frauen
Während Männer meist kein Problem damit haben, kleine Geschäfte schnell und zwischendurch – oft mit Rucksack am Rücken – zu erledigen, gestaltet sich das für Frauen im Allgemeinen etwas komplizierter. Abhilfe könnte hierbei Pibella schaffen.
Hinweis
In manchen Gebieten ist das Zurücklassen der Notdurft grundsätzlich verboten. In diesem Fall führt kein Weg daran vorbei, es zu verpacken und mit zurück in die Zivilisation zu nehmen. Gut eignen sich hierzu die sicheren Beutel von Restop.
Waschen – Bitte richtig!
Hygiene stellt grundsätzlich etwas niedrigere Ansprüche, wenn wir auf Tour sind als wenn wir uns zuhause fürs Ausgehen frisch machen. Dennoch wollen wir uns im Allgemeinen zumindest ab und an einer keinen Katzenwäsche unterziehen. Bachläufe und Seen sind da willkommene (und meist frische!) Gelegenheiten. Für umweltschonendes Wildnistrekking ist hierbei wichtig: Möglichst ohne Seife. Ein kleiner Waschlappen leistet hier wertvolle Dienste. Sollte Seife zum Einsatz kommen, muss dies in ca. 100 Metern Entfernung vom nächsten Gewässer stattfinden, damit die Tenside im Erdreich abgebaut werden können und nicht in das Gewässer gelangen.
Haare waschen?
Ungewaschene Haare sehen wenig sexy aus, sind auf Tour jedoch gar keine schlechte Idee. Ich wasche meine Haare vor jeder Tour bewusst für ein paar Tage nicht mehr. Denn der natürliche Fettgehalt unserer Haare sorgt dafür, dass sie schneller trocknen, wenn sie nass werden. Und das kann beispielsweise auf der Norwegen-Tour darüber entscheiden, ob man sich erkältet oder gesund bleibt.
Und das Geschirr?
Auch hier gilt: Wenn Seife wirklich notwendig ist, dann auf jeden Fall in einiger Entfernung von Gewässern. Als unbezahlbare Helfer haben sich beim Töpfeputzen Asche aus der Feuerstelle, und Sand im Kampf gegen eingebrannte Speisereste bewährt.
Welche Seife?
Na gut. Manchmal kommt man um die Verwendung von Seife schwer herum. In diesem Fall soll biologisch abbaubare Seife verwendet werden. Ein Produkt, das sich hierbei bewährt hat, ist das „Wilderness Wash“ Waschkonzentrat von Sea-to-Summit. Die 100ml-Flasche reicht dabei leicht für unsere 10-tägige Norwegen-Tour mit 13 Personen.
Und sonst: Richtiges Verhalten für umweltschonendes Wildnistrekking
Unterschiedliche Gebiete erfordern unterschiedliche Schutzmaßnahmen. Wenn man in einem Nationalpark unterwegs ist, ist es darum sinnvoll, sich mit den Regulierungen des jeweiligen Parks vertraut zu machen. Beispielsweise ist Feuermachen in der Hardangervidda (Norwegen) grundsätzlich verboten, im Sarek (Schweden) unter bestimmten Umständen aber erlaubt. Die unterschiedlichen Bedingungen äußern sich auch darin, ob man z.B. Pilze sammeln darf.
Feuer machen
Das Fällen von Bäumen fürs Feuer schädigt nicht nur die Vegetation, sondern führt aufgrund des nassen Holzes auch zu wenig Freude mit den Feuer, das große Startschwierigkeiten haben und rauchen wird wie Helmut Schmidt. Am besten eignet sich finger- bis maximal unterarmdickes Totholz, das nicht direkt am Boden liegt. Geheimtipp: Die unteren, abgestorbenen Äste einer Fichte.
Wenn Feuerstellen in der Gegend sind, mache ich keine neue sondern benütze eine vorhandene. Sollte eine neue angelegt werden, grabe ich die oberste Erdschicht ab und setze sie vor dem Aufbruch am nächsten Tag wieder unbeschadet zurück. Das schont nicht nur die Vegetation, sondern erfüllt auch die goldene Scout-Regel: Hinterlasse keine Spuren!
Tier- und Pflanzenwelt schonen
Nicht ohne Grund sind viele der schönsten Wildnisgebiete unter Schutz gestellt, denn hier kommen sensible Pflanzen- sowie Tierarten vor, die besonderer Rücksicht bedürfen. Darum bewegen wir uns auf FernWind Touren immer auf Wegen, wenn diese vorhanden sind. Tiere werden dabei so wenig wie möglich gestört, indem wir versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Pflanzen sollte man auch nur dann abschneiden, wenn dies wirklich nötig ist.
Zu guter Letzt
Bei Beachtung dieser Konzepte wird durch umweltschonendes Wildnistrekking dein Abenteuer zu einem nachhaltigen Erlebnis. Bleibt zu erforschen, welche Verhaltensweisen unterstützen, dass der/die Wanderer/in von der Wildnis geschont werden – etwa in Bärengebieten.